Neben der wirklich wunderschönen Eröffnungsveranstaltung des Kongresses, von der ja bereits meine Mit-Stipendiat*innen geschrieben haben, hatte ich am ersten Tag die Möglichkeit, unter anderem die Veranstaltung „Innovation in Irish Health and Academic Libraries“ zu besuchen. Es war eine relativ kleine Session im Expo Pavilion, einem abgetrennten Bereich in der Firmenausstellung. Man könnte die Veranstaltung aber auch unter den Titel „Klein aber oho“ zusammenfassen, denn wie bereits gleich zu Beginn durch die Vortragenden festgestellt wurde, gehen alle drei vorgestellten Bibliotheken Wege, die man nicht klassischerweise in der Bibliotheksarbeit vermuten würde.
Den Anfang machte Aoife Lawton, National Health Service Librarian for the Health Service Executive in Ireland, einem Zusammenschluss von 27 „health libraries“. Sie berichtete über die Herausforderungen von Krankenhausbibliotheken während der Pandemie, aber auch über generelle Bemühungen der Health Service Executive Ireland, die Nutzenden der Bibliotheken noch besser zu unterstützen. Ein großes Problem ist beispielsweise die Schichtarbeit und die damit verbundenen anderen Uhrzeiten, in denen die Nutzenden Unterstützung der Bibliothek benötigen. Die Bibliothekar*innen können nicht rund um die Uhr persönliche Anfragen schnell beantworten. Doch hier kommt LAMA ins Spiel: Library Aks Me Anything, ein LibBot, der mithilfe von deep.-text mining schnelle und direkte Antworten liefert. Auch mobile Makerspaces, die in der Bibliothek aber auch außerhalb genutzt werden können, sowie Energy-Pods, Liegen, in denen man abgeschirmt entspannen und einen kleinen Power-Nap einlegen kann (gerade in der Pandemie-Hochzeit ein stark genutztes Angebot der Nutzenden), ergänzen das Angebot.
Als nächstes erzählte dann Michaela Hollywood, Head of Academic Services in der Bibliothek der Maynooth University Library (in der Nähe von Dublin) von Ihren Aktionen, die Bibliothek innovativer und attraktiver für Studierende zu machen. Neben einem „poem and story dispenser“, also einer Maschine, die Gedichte und Geschichten auf Knopfdruck je nach Lesedauer druckt, gibt es auch jährlich den Innovationswettbewerb „if students do libraries“, bei dem sich Studierende mit Ihren Ideen zur Verbesserung der Bibliothek bewerben können. So sind zum Beispiel aus diesem Wettbewerb auch Energy-Pods für Studierende sowie ein Laufband, mit dem Strom zum Aufladen von Handys erzeugt werden kann, hervorgegangen.
Die Trilogie schloss dann Martin O’Connor von der UCC Library in Cork ab. Er ist der „Rockstar“ unter den irischen Bibliothekaren, denn er hat eine eigene Radioshow im Uniradio-Sender des University College Cork. Neben Indie-Musik sind hier Themen aus der Universitätsbibliothek wie Veranstaltungshinweise untergebracht. Im letzten Jahr wurden dann „Takeover Shows“ ins Leben gerufen, bei denen dann Kolleg*innen die Musik der Show auswählen durften und ein kleines Interview zu Ihrem Arbeitsbereich geführt wurde. Natürlich ist das innerhalb der (irischen) Bibliothekswelt ein tolles Vernetzungstool, aber auch Studierende kommen so noch einmal ganz anders mit der Bibliothek in Kontakt, denn das Radio wird am gesamten Campus in der Mensa, im kleinen Supermarkt und sogar bei dem Campus-Friseur gespielt. In der Fragerunde nach den Vorträgen wurde zum Beispiel erzählt, dass sich wegen der Radioshow auch schon einige Studierende nach möglichen Berufen in der Bibliothek erkundigt haben.
Ein ganz besonderes Highlight wurde der Vortrag durch musikalische Einschübe der „greatest hits“ aus den letzten Shows, die für guten Laune und wippende Füße unter den Zuhörer*innen sorgten.
Aus dieser Session konnte ich auf jeden Fall mitnehmen, dass man Innovation in Bibliotheken viel weiter denken kann als zum Beispiel RFID oder Coffee Lectures. Gerade auch durch Partizipation und enge Abstimmung mit den Nutzenden können Ideen ins Leben gerufen werden, welche die Bibliothek nachhaltig bereichern. Und die EnergyPods kommen definitiv auf meine Bibliotheks-Wunschliste…