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Library Visits in Brüssel – zwei völlig verschiedene Bibliotheken

Nachdem der IFLA WLIC 2023 bereits mit der Closing Ceremony am 24. August offiziell beendet wurde, stand am 25. August noch ein Highlight des WLIC an, nämlich die sog. „Library Visits“ (Bibliotheksbesuche). Dabei konnte man aus einer Reihe von Halb- bzw. Ganztagesausflügen nicht nur in niederländische Städte, sondern auch in belgische Städte zur Besichtigung von bestimmten Bibliotheken wählen. Ich entschied mich für einen Ganztagesausflug nach Brüssel, um die öffentliche Bibliothek Muntpunt sowie die Königliche Bibliothek Belgiens (bekannt als „KBR“) sehen zu können.

Muntpunt

Es dauerte zwar am Freitagmorgen eine Weile, bis alle Busse für die Ausflüge angekommen waren und alle den richtigen Bus gefunden hatten, trotzdem waren die Library Visits gut organisiert. In meinem Bus waren viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern und alle freuten sich auf Brüssel. Nach ca. zweieinhalb Stunden Busfahrt (aufgrund von Stau verzögerte sich unsere Fahrt) erreichten wir Brüssel, wo wir an der Kathedrale St. Michael und St. Gudula bereits von einer Mitarbeiterin der Bibliothek Muntpunt erwartet wurden. Sie führte uns durch die Stadt zur Bibliothek und erzählte uns bereits vor dem Eingang ein paar Hintergrundinformationen zu Muntpunt, um die Nutzenden im Bibliotheksgebäude nicht zu stören. 

Blick auf die erste Etage von Muntpunt

Muntpunt ist eine Bibliothek, welche der flämischen Gemeinschaft zugeordnet werden kann. Hierzu ist es hilfreich zu wissen, dass es in Belgien drei Regionen (Flandern, Wallonien, Brüssel-Hauptstadt) und drei Gemeinschaften (Flämische, Französische und Deutschsprachige Gemeinschaft) gibt. Brüssel dient dabei nicht nur als Hauptstadt von Belgien, sondern auch als Hauptstadt der Region Flandern. Demnach befinden sich auch einige flämische öffentliche Bibliotheken in der Stadt. Muntpunt ist eine dieser rund 20 flämischen Bibliotheken, welche eng miteinander zusammenarbeiten. Die Besonderheit von Muntpunt ist, dass sie als Bibliothek nicht nur den Zugang zu Informationen bietet, sondern auch Auskunft zu Fragen bezüglich des Lebens in Brüssel gibt, also wie man beispielsweise die eigenen Kinder bei einer Schule anmeldet oder einen Job findet. Darüber hinaus unterstützt die Bibliothek Aktivitäten zum Erlernen der niederländischen Sprache und bewirbt die Stadt Brüssel und die Region Flandern. 

Ausschnitt aus der ersten Etage (Kinder- und Jugendbücher)

Muntpunt ist zudem ein sehr beliebter Ort zum Lernen, weshalb es inzwischen auch ein Reservierungssystem für einige Arbeitsplätze in der Bibliothek gibt. Täglich besuchen mehr als 1.500 Personen die Bibliothek, wobei die durchschnittliche Aufenthaltsdauer etwa zwei Stunden beträgt. Ab September soll außerdem die Mitgliedschaft kostenlos werden, wodurch eine weitere Barriere zur Bibliothek entfällt.

Erdgeschoss von Muntpunt: Präsentation von 19 Büchern

Königliche Bibliothek Belgiens (KBR)

Nach einem Gruppenfoto ging es dann weiter durch die Stadt zum Wolf Food Market, wo wir eine kurze Mittagspause einlegten, bevor wir uns dann auf den Weg zur Königliche Bibliothek Belgiens machten. Dabei ist die KBR ganz anders als Muntpunt. Im Gegensatz zu Muntpunt handelt es sich um eine wissenschaftliche Bibliothek und um die Nationalbibliothek von Belgien, welche alle in Belgien erscheinenden Publikationen sammelt und über einen Bestand von ca. 8 Mio. Dokumenten verfügt. Die KBR trägt zudem viele Namen. So stehen über dem Eingang der Bibliothek sowohl der niederländische Name „Koninklijke Bibliotheek van België“ als auch der französische Name „Bibliothèque royale de Belgique“ direkt nebeneinander. Das Kürzel „KBR“ hat sich aus einer Kombination dieser beiden Bezeichnungen ergeben. Die KBR ist aber auch unter Namen wie „Albertina“ bzw. „Albertine“ oder verschiedenen Abkürzungen bekannt. Um Verwirrungen bezüglich der unterschiedlichen Sprachen und Namen zu vermeiden, hat sich jedoch KBR als Name für die Bibliothek etabliert.

Eingang zur KBR

Die KBR ist jedoch nicht nur eine Bibliothek. Seit 2020 gibt es in der KBR ein Museum, welches die Burgundische Bibliothek (Librije van Bourgondië bzw. Bibliothèque des ducs de Bourgogne) aus dem 15. Jahrhundert, auf die die KBR zurückgeht, zum Thema hat. Dabei werden einzelne Spitzenstücke der Handschriftensammlung präsentiert.

Ausstellung von Handschriften im Museum der KBR

Dass die Bibliothek eine 600 Jahre lange Geschichte aufweist, sieht man der Bibliothek von außen nicht mehr an. So befindet sich die KBR heute in einem Gebäude, welches erst 1969 eröffnet wurde.

Zettelkataloge in der KBR: immer noch notwendig, da noch nicht alle Bestände im Katalog verzeichnet sind

Nach einer Führung durch die Bibliothek und einem kurzen Aufenthalt im Museum, machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg zum Bus. Durch die Bibliotheksbesichtigungen konnten wir zwei sehr verschiedene und bekannte Bibliotheken in Brüssel kennenlernen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, auch einen kleinen Eindruck von der belgischen Hauptstadt zu erlangen, da wir immer wieder Fotostopps einlegten. Daher finde ich, dass sich die lange Anreise und Rückreise auf jeden Fall gelohnt haben! 

Dies ist mein letzter Blogeintrag zum IFLA WLIC 2023. Ich hatte mich bereits in meinem vorherigen Post für die Möglichkeit der Teilnahme beim BII bedankt. Die Bibliotheksbesichtigungen stellen meiner Meinung nach einen schönen Abschluss dieser Reise dar, denn dadurch hatte man auch nochmal die Gelegenheit, sich intensiver mit anderen Kolleg:innen auszutauschen. Insgesamt hat sich die Reise nach Rotterdam für den Kongress auf jeden Fall gelohnt und ich gehe mit vielen schönen Erinnerungen nach Hause.

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