Olomouc – Besuch der SDRUK-Jahreskonferenz „Libraries of Today“ – Teil 2
Der zweite Tag der SDRUK-Jahreskonferenz hielt noch mehr wertvollen Input für uns bereit. In Workshops und Vorträgen wurden Erkenntnisse und Impulse zu „Libraries of Today“ geteilt. Die Angebote fanden überwiegend in Tschechisch statt, dank einer Simultan-Übersetzung in ins Englische konnten wir trotzdem allen Vorträgen folgen.
Der Vormittag stand ganz unter der dem Motto „Young“.
Der Fokus der Vorträge lag dabei nicht nur auf jungen Bibliotheksnutzer*innen, sondern insbesondere auf jungen Mitarbeitenden, also den „Young Professionals“ einer Bibliothek.
Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag eines jungen Bibliothekars aus Bruntál, der bereits mit Anfang dreißig die verantwortungsvolle Aufgabe des Bibliotheksdirektors innehat. Und wie ist es als junger Mensch im Ausland zu arbeiten? Darüber berichtete eine junge tschechische Bibliothekarin, die zurzeit in Dublin, Irland arbeitet und dort ein junges Team mit aufbaut.
Am zweiten Tag hatten außerdem zwei Personen aus unserer Studiengruppe die Möglichkeit selbst ein aktiver Teil der Konferenz zu sein. Einmal als Part einer Podiumsdiskussion zum Thema „Internships“, also Praktika in Bibliotheken. Worauf sich das Panel einigen konnte: wichtig für ein erfolgreiches Praktikum und nachhaltige Einblicke für Studierende und Berufseinsteiger*innen ist vor allem eine ehrliche Kommunikation miteinander.
Außerdem wurde ein Projekt der Stadtbücherei Frankfurt vorgestellt. Mit der „Dream Academy“ wurde dank Pop-Up Bibliotheken ein Raum für Jugendliche geschaffen, in denen sie ihre Wünsche einbringen und umsetzen konnten.
Wünsche einbringen und in die Tat umsetzen? Das könnte auch die Überschrift für die Vorträge nach der Mittagspause sein …
Section Punk
Was ist heute noch „punk“? Und was kann „punk“ sein an einer Bibliothek? Darum ging es in verschiedenen Impulsvorträgen zur zweiten Hälfte des zweiten Konferenztages. Zu Beginn ging es um eine positive Fehlerkultur und wie im Arbeitsalltag einer Bibliothek nachhaltig aus Fehlern gelernt werden kann. „Die Kunst des Scheiterns“ brachte nicht nur erheiternde Geschichten hervor, sondern hielt auch wichtige Impulse für die eigene Tätigkeit bereit.
Das absolute Highlight des zweiten Konferenztages war dann Bericht einer Kollegin der Regionalbibliothek von Ústí nad Labem. Wir hatten sie und die Bibliothekskatze Kryptonite bereits an unserem ersten Tag kennenlernen dürfen. Tiere in der Bibliothek, das ist in Ústí schon mal grundsätzlich möglich. Warum nicht also auch ein Pferd in die Bibliothek bringen? Gar nicht so einfach, schließlich braucht so ein Pferd doch ein bisschen mehr Platz wie eine Katze. Aber die Kollegin ließ sich nicht unterkriegen. Wenn das Pferd nicht in die Bibliothek kommen kann, dann muss die Bibliothek eben zum Pferd kommen. Gesagt getan. Und so berichtete sie uns davon, dass ihr Pferd mittlerweile in der Therapie von Kindern mit Autismus zum Einsatz kommt und die Kinder während der Therapie die Möglichkeit haben in Bücherkisten zu stöbern. Pferde und Bibliotheken, das passt eben doch zusammen und ich muss unweigerlich an Pippi Langstrumpf denken.
Außen Kirche, innen Bibliothek
Zum Ausklang des zweiten und letzten Tages in Olomouc wartete noch ein Besuch in der Stadtbibliothek Olomouc auf uns. Ein Teil der Bücherei, der zweitältesten Bibliothek Tschechiens, befindet sich in einer ehemaligen Kirche. Von außen erscheint das Gebäude ganz klassisch, mit Kirchturm, roten Ziegeln und Rundbögen. Tatsächlich ist es heute Teil der Bibliothek. Die Räumlichkeiten werden vor allem für Veranstaltungen, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen genutzt. Ein beeindruckendes Gebäude, wobei ich gern noch mehr von der Stadtbibliothek gesehen hätte. Ein Grund mehr noch mal nach Tschechien und insbesondere nach Olomouc zu reisen.
Das waren unsere zwei Tage in Olomouc – mit viel Input, wertvollen Gesprächen und internationalen Perspektiven.
Text von Hannah Schöller