Der fünfte und letzte Tag unserer Reise führte uns nach Prag. Dort angekommen war unser erster Stopp das Goethe-Institut. Wir alle freuten uns sehr über eine kleine Stärkung in Form von Kaffee und Kuchen, bevor es ans Eingemachte ging.
Zuerst bekamen wir einen Einblick in die Aufgaben und Ziele des Goethe-Instituts als Förderer der deutschen Sprache im Ausland und der Pflege von internationaler kultureller Zusammenarbeit. Auch die neuesten Projekte und Ausstellungen, wie die Fotoausstellung „Bilder aus den Stasi-Archiven“, wurden uns nähergebracht, bevor wir uns zu der Bibliothek aufmachten.
Dort erwarteten uns sehr schöne und lichtdurchflutete Räumlichkeiten voller verschiedenster Medienarten in deutscher Sprache. Besonders angetan war ich von der Bibliothek der Dinge und dem gemütlichen Extraraum für Kinder- und Jugendliteratur.
Der krönende Abschluss unserer Führung durch das Goethe-Institut war die kurze Besichtigung der Sauna im Keller, die bei uns Allen für etwas Verwirrung und Belustigung gesorgt hat.
Der nächste Halt war die National Library of Technology auf dem Campus der „Czech Technical University“. Nach der Begrüßung im Erdgeschoss des großen Gebäudes führte uns die Mitarbeiterin zuerst in den sechsten Stock und von da aus machten wir langsam unseren Weg abwärts.
Dabei lauschten wir den Ausführungen zu der Anzahl an Medien (1,5 Millionen), Sitzplätze zum Lernen (1322) und viele kleine Eigenheiten des Gebäudes, welche deren Nutzen als technische Universitätsbibliothek unterstreichen sollen. So zum Beispiel die sichtbaren Verkabelungen an der Decke, der bunte Fußboden, der die Statik des Gebäudes widerspiegelt und ganz viele Längen-, Höhen-, Lautstärkeangaben an allen möglichen Orten.
Ein weiterer Hingucker sind die über 200 kleinen Comics des Künstlers Dan Perjovschi, die rund um das Atrium verteilt sind.
Mein persönliches Highlight allerdings waren die Bildschirme im zweiten Stock, die ich zuerst für OPACs gehalten hatte. In Wirklichkeit waren daran allerdings Controller angeschlossen, mit denen man an jedem Bildschirm ein anderes Videospiel spielen konnte.
Und zur guter Letzt sind wir in der tschechischen Nationalbibliothek (Národní knihovna České republiky) gewesen. Hier begann unsere Reise mit einem kleinen Geschichtsvortrag, während wir durch die alten Flure gelaufen sind: das Gebäude war vorher ein dominikanisches Kloster gewesen, wodurch es diesen kirchlichen Charme hat. Dieses wurde im 13 Jahrhundert zusammen mit einigen Teilbibliotheken der Prager Universität zum Studium generale, das im 14. Jahrhundert mit der Universität verschmolz. Auf den Überresten des Klosters wurde dann vom Jesuitenorden ein Internat gebaut, das Clementinum, in dem sich heute der Barocke Saal befindet. Bevor wir allerdings zum Barocken Saal und dem benachbarten Astronomischen Turm gekommen sind, wurden wir in den sehr gut benutzen Lesesaal der Bibliothek geführt. Auch hier sieht man die gut erhaltenen Einflüsse des Klosters mit den schwungvollen Verzierungen und dem Gemälde am Ende des Lesesaals. Kurz darauf kam uns im Innenhof der jetzige Direktor der Bibliothek, Herr Tomáš Foltýn, entgegen. Er begrüßte uns herzlich in der Bibliothek und freute sich über unseren Besuch. Auch er erzählte noch ein wenig und wünschte uns eine schöne restliche Führung. Dieses Treffen endete mit einem Gruppenfoto vor der Fontäne. Von dort aus wurden wir ins Clementinum geführt, wo wir über eine Wendeltreppe drei Stockwerke hinauf zum Barocken Saal stiegen. Hier erzählte man uns, dass zwei der wertvollsten Manuskripte der Bibliothek der Codex Vyssegradensis und das Kunigundenpassional aus dem Mittelalter sind. Der Barocke Saal ist meiner Meinung nach einer der schönsten Orte, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Er ist genauso, wie du dir eine alte Kloster-Bibliothek vorstellst: alt, aber sehr gut erhalten, mit alten Globen und Uhren dekoriert, ein prachtvolles Gemälde an der Decke, etwas dunkel, damit die Bände nicht vom Licht angegriffen werden und alle Regale voller alter Bücher. Hinein durften wir verständlicherweise nicht, aber auch schon einen Blick hinein zu werfen hat uns genügt. Danach wurden wir zum 5. Stock geführt, wo der Astronomieturm begann, in dem noch 2 alte Sextanten standen. Wo mir dann der der kalte Schauer über den Rücken gelaufen ist, war der Moment, als wir weiter nach oben geschickt wurden. Dort gab es eine wundervolle Aussicht auf Prag, die auch ich, trotz meiner Höhenangst, genossen habe. Von hier aus konnte man die gesamte Altstadt Prags sehen und der kühle Wind hat nach so einen Aufstieg einfach gut getan. Aber nach jedem Auf- kommt auch ein Abstieg und unser Abschied von der Aussicht auf Prag. Nach unserem Abstieg nach unten endete nicht nur unsere Führung durch die Národní knihovna České republiky, sondern auch unsere Reise durch die verschiedensten Bibliotheken Tschechiens. Ein beeindruckender und wundervoller letzter Eindruck von den Bibliotheken Tschechiens und den Menschen, die sich um sie kümmern.
Danke an alle, die diese Reise möglich gemacht haben: von den Veranstaltenden, zu den Führer*innen aller Bibliotheken bis hin zu unseren Übersetzerinnen.
Text von Paulina Wrosz und Tina Sprenz