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IFLA WLIC 2023 – Abschluss und Abschied

Trotz unverändert hoher Motivation bei allen Teilnehmenden merkt man an Tag 4 doch deutlich, dass das Konferenzgeschehen auch Energie kostet: an diesem Morgen sind außer mir nur 9 weitere Personen pünktlich zum Start der ersten Session um 8:30 im Konferenzraum anwesend. Nur wenige weitere tröpfeln im Verlauf des Vortrags noch ein – ganz so drastisch wie auf dem Foto unten sah es im Saal aber nicht überall aus (es ist eben alles eine Frage der Perspektive). Die vortragenden Mitglieder des IFLA Professional Council nahmen es aber mit Humor und gaben einen informativen und ausnehmend sympathischen Einblick in ihre Arbeit.

Eine spannende Session heute drehte sich um eine grundlegende Frage, die alle Bibliotheken beschäftigt: Wie stellen wir die Notwendigkeit unserer Services nach außen dar? Und welchen Impact haben unsere Angebote eigentlich für unsere Nutzer*innen? Während statistische Daten wie die Besuchs- oder Ausleihzahlen vergleichsweise einfach erhoben werden können („measured“), ist die qualitative Auswertung der Bedeutung von Bibliotheksservices schwieriger. Eine mögliche Lösung stellten Mitarbeiter der Firma Seismonaut vor: für eine Studie entwickelten sie ein Modell, um den Impact dänischer ÖBs zu evaluieren. Das Modell wurde von einigen anderen Bibliotheken aufgegriffen, unter anderem der Toronto Public Libraries, und widmet sich anhand von vier Kriterien spezifisch der qualitativen Erhebung von nutzungsrelevanten Daten. Mary-Jo Romaniuk von der Calgary University Library (Kanada) schwenkte den Blick dann auf wissenschaftliche Bibliotheken, die – so die These zu Beginn des Vortrags – ihren Fokus zu lange und zu exklusiv auf den Bestandsaufbau anstelle des Impacts der vielfältigen anderen Serviceangebote gelegt hätten. Aufbauend auf verschiedenen Studien aus den Jahren 2010 bis 2022, deren Fragestellungen sich um die qualitative Erhebung des Impacts von Bibliotheken für Studierende bemühten, stelle sie einen Versuch des kanadischen Verbundes für wissenschaftliche Bibliotheken (die auf den mnemotechnisch wunderbaren Namen CARL hört) vor: das Library Impact Framework Template. Ihre Kollegin Julia Guy widmete sich dann noch anschaulich der Möglichkeiten, die Storytelling als Marketingmethode für die Außenwirkung von Bibliotheken haben können. Eins scheint mir nach dieser Session klar: über eine Abkehr von der rein statistischen Zahlenerhebung zur Darstellung des Wertes von Bibliotheken sollten wir zumindest nachdenken.

Am Abend nach der Closing Ceremony regnete es – das erste Mal in der gesamten Woche. Der Verdacht liegt nahe, dass Rotterdam traurig darüber ist, dass all die interessierten, motivierten und engagierten Bibliothekar*innen aus der ganzen Welt (vermutlich wie ich mit ein paar kleinen Andenken) die Stadt nun wieder verlassen.

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