So schnell der Kongress begonnen hat, so schnell endet er auch wieder… Aber bevor ich mich endgültig von der tollen Kongressatmosphäre und den vielen netten Kolleg*innen verabschieden musste, stand nochmal ein weiteres Highlight an: die Library visits. Ich hatte mich (schweren Herzens, da sich wie bei vielen Kongressaktivitäten einfach alles toll anhörte) für Tour 3 entschieden, die in den Süden Irlands führte.
Zuerst ging es in die Kleinstadt Thurles in County Tipperary, in der wir „The Source – arts centre and library“ besichtigen durften, eine Stadtbibliothek mit Kulturzentrum. Nach circa zwei Stunden wurden wir vom Bibliotheksleiter, seinen Mitarbeitenden und sogar der Bürgermeisterin sehr herzlich mit Kaffee, Tee, Kuchen und Scones begrüßt. Nach einem „little refreshment“ sowie einer kleinen Willkommensrede der Bürgermeisterin wurden wir dann durch die Bibliothek geführt. Bis 2006 war das Gelände, auf dem „the Source“ zu finden ist, ein Parkplatz. Jetzt findet man dort neben der Kinderbibliothek (mit Ausstellung des Lego-Clubs und einem „reading tent“, das Aufmerksamkeit und Fokus schulen soll) und einem Archiv zur regionalen Geschichte auch ein Theater mit vielfältigen Veranstaltungsräumen. Es war sehr schön zu sehen, wie viel Leben diese Einrichtung in die Kleinstadt bringt und wie so ein „einfacher“ Parkplatz zu etwas viel Nützlicherem umfunktioniert werden kann.
Leider mussten wir uns sehr schnell wieder verabschieden, da schon der nächste Programmpunkt bevorstand: die Führung durch die Glucksman Library, die Universitätsbibliothek der Universität Limerick (benannt nach den Philanthropen Lew und Loretta Glucksman). So stiegen alle wieder in den Bus und es ging in leichter Wandertags-Atmosphäre weiter nach Limerick. Auch hier bekamen wir wieder die wunderbare irische Gastfreundschaft zu spüren: es wartete ein ganzes Team an Kolleg*innen aus der Bibliothek samt Sandwiches, Cupcakes, Tee, Kaffee und Wasser auf uns. Nach einer kleinen Stärkung wurden wir dann in Kleingruppen aufgeteilt und so durch die verschiedenen Bereiche der Bibliothek geführt. Das Highlight des Tages war natürlich die automatische Hochregalanlage, genannt „Automated Reserve Collection (ARC)“ oder „automated book storage and retrieval system (ASRS)“ der Firma Dematic. Hier holt ein Roboter die Bücher aus dem Magazin, diese sind lediglich nach Größe und Barcode pro Kiste sortiert. Der ARC der Glucksman Library ist die einzige automatisierte Anlage dieser Art in ganz Europa. Neben dem ARC gab es aber auch noch ein Makerspace mit Greenscreen und Podcaststudios, ein Research Lab mit Coding-Kursen, die Digitalisierungsabteilung, die Special Collections mit einen deutschen (!) Nachlass des Keltenforschers Jürgen Gottschalk (mehr Informationen hier: https://specialcollections.ul.ie/gottschalk-collection/) und viele wunderschöne und praktische Bibliotheksmöbel, die zusammen mit den Studierenden ausgesucht wurden, zu bestaunen.
Nach einem letzten Gruppenfoto hieß es dann Abschied nehmen, erst einmal von der Glucksman Library und den wunderbar netten Kolleg*innen, und dann nach und nach auch von der Konferenz, die mit der Rückfahrt auch endgültig ein Ende gefunden hatte… Während ich diesen Eintrag am Samstag, 30.07.22 schreibe, schaue ich dankbar auf insgesamt sieben wunderschöne, kommunikative und informative Tage zurück. Ich kann es wirklich nur empfehlen, an einem IFLA Weltkongress teilzunehmen, ob mit Stipendium, Poster oder zum Beispiel als Volunteer. Was für mich neben den tollen Vorträgen und Besichtigungen vor allem heraussticht, sind die vielen Begegnungen mit Kolleg*innen aus der ganzen Welt. Die vielen tollen Gespräche, der Austausch zu den unterschiedlichsten Themen und auch die gegenseitige Aufmunterung, mit der Arbeit „zuhause“ weiterzumachen und der Inspiration aus der Konferenz Taten folgen zu lassen. In diesem Sinne hat sich auch das Motto des IFLA WLIC für mich voll und ganz in die Tat umgesetzt: Insprire, Engage, Enable, Connect!
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei Bibliothek Information International für die Möglichkeit der Teilnahme am IFLA Weltkongress durch das Nachwuchsstipendium bedanken. Es war eine Erfahrung, die ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde, und von der ich beruflich sehr profitiert habe.
Vielen, vielen Dank – und vielleicht sieht man sich am nächsten WLIC in Rotterdam im kommenden Jahr!