Aktuelles

Lasst uns die Community einbinden

Partnership

Ich hatte ursprünglich Angst, dass mit dem frühen Konferenzbeginn täglich ab 8.30 Uhr keine Zeit für das Frühstück bleibt. Angesichts des überschaubaren Frühstücksbuffet in meinem 3-Sterne-Hotel erschlägt sich jedoch die Befürchtung und ich bin überpünktlich am Konferenzort. Der Vormittag steht unter dem Motto der Community-Einbindung und -Partnerschaft.

How can we make libraries accessible and welcoming for everyone

Meine erste Session  „How can we make libraries accessible and welcoming for everyone“ wird von der IFLA Libraries Services to People with Special Needs Section organisiert und präsentiert. Zu den vier Präsentation sind erfreulicherweise auch jeweils bereits Paper zugänglich:

Entsprechend halte ich meine Zusammenfassungen eher knapp. 

Nancy Bolt beginnt mit einem Videovortrag über Leadership, also die Führungsriege und das Führungsverhalten in einer möglichst barrierefreien und inklusiven Bibliothek. Kern ihres Vortrags ist das Commitment, also das Herzblut, das man als Führungsvorbild (aber auch als jede*r andere*r) in das Thema und in die entsprechende Planung steckt. Mit gutem Beispiel und beherzten Engagement vorangehen und Probleme (z.B. schlechte bauliche Situation, bisher nicht berücksichtigte Bedürfnisse von Beeinträchtigten, Diskriminierung) erkennen und angehen, anstatt Allgemeinplätze (z.b. “we are open to all”) zu produzieren ist das Credo. Dabei sollten Beeinträchtigte bspw. konkret eingebunden und periodische Evaluierungen durchgeführt werden. Auch das Personal muss geschult werden. Am besten wird auch Personal mit Beeinträchtigungen eingestellt. Dabei sollten die Jobausschreibungen geprüft werden, ob sie nicht ausschließend formuliert sind. 

Misako Nomura, die an das Video anschließt, ist Teil der Assistive Technology Development Organization in Japan. Sie stellt unter anderem auszugsweise die Highlights der Revised Guidelines for Accessible Libraries and Services for Everyone vor, die bald veröffentlicht werden sollten:

Slide

Karin Larsson spricht anschließend über “Universal Design”. Universal Design ist als Vision eine Umgebung, in unserem Fall eine Bibliothek, die so gestaltet ist, dass sie die Bedürfnisse aller Menschen erfüllt. Der Bau, das Design, die Einrichtung und die Benutzeroberflächen werden von allen verstanden, genutzt und zugänglich gemacht, nicht nur von Menschen mit Behinderungen. 

Dies beinhaltet Bau- und Einrichtungskonzepte wie Flexibilität, einfache und intuitive Nutzung, Fehlertoleranz, geringe physische Aufwände (etwa zum Öffnen von Türen), eine Orientierung an verschiedenen Körpergrößen und Hilfsmittels wie Rollstühle. Ziele sollten eine physische und soziale Inklusion sein, eine angemessene Ausstattung mit technischen Unterstützungsmitteln und Ressourcen zur Betreuung u.v.m. Hinsichtlich physischer Inklusion sind Arbeitsplätze in verschiedener Höhe wichtig, gute “Sichtbarkeiten”, auch in ertastbarer Blindenschrift, Aufzüge, etc. Zur Prüfung, ob die Ausstattung angemessen ist, empfiehlt sich die Einladung verschiedener Referenzgruppen. Eine soziale Inklusion kann umfassen, Bücher nach Hause zu liefern (für Personen, die nicht mobil sind), Aktivitäten für verschiedene Gruppen anzubieten, Rückzugsorte anzubieten und geschultes Personal angesichts sozialer oder mentaler Probleme auszubilden. Auch hier muss mit Referenzgruppen gesprochen werden. “We adapt – not the visitor/user/member”. Dies betrifft auch den Bestand, z.B. zusätzlich in Groß- oder Blindenschrift, und unsere bibliotheksseitig angebotene Technik (z.B. Braille-Ausgaben, Screenreader).

Den Abschluss bildet Maela Rakočević Uvodić mit einem Vortragsfokus auf Gehörlose, Schwerhörige und Taubblinde und entsprechende Maßnahmen wie die Erlernung der lokal üblichen Gebärdensprache – es gibt verschiedene je Land, teils sogar regional – oder Sensibilität für diskriminierende Bezeichnungen (z.B. bitte nicht «taubstumm» anstatt gehörlos nutzen).

IFLA Partners Session

Ursprünglich wollte ich jetzt die AI-Session “From Gutenberg to ChatGPT: Will AI change the mission of Academic and Research Libraries?” besuchen. Bei Durchsicht des Programms vermute ich aber Doppelungen zur gestern besuchten AI-Session. Entsprechend wechsle ich spontan zur IFLA Partners Session unter dem Motto “Learning from others on engagement with the SDGs”. Die Sitzung kündigt an, verschiedene IFLA-Partner aus den Bereichen Verlagswesen, Zivilgesellschaft, Kulturerbe und zwischenstaatliche Organisationen zusammenzubringen, um zu diskutieren, wie man mit Blick auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung und dem Konzept der Nachhaltigkeit im Allgemeinen bestmöglich in Partnerschaft zusammenarbeiten kann. 

Die Vertreter*innen sind Michiel Kolman, Elsevier, Henk van Schaik, ICOMOS Netherlands, Brigitte Vezina, Creative Commons, und Geidy Lung, WIPO Switzerland. Für mich amüsant bis zynisch beginnt Herr Kolman mit dem Thema Freedom to Publish, findet dann aber den Weg hin zum Thema, mit dem SDG Publishers Compact und den SDG Book Clubs. Er kündigt im Rahmen der Session auch den SDG Book Club Niederlande an. Herr van Schaik schließt mit Themen der Konservierung und des Schutzes kulturellen Erbes an, z.B. ICOMOS water-related heritage bzw. generell World Heritage. Frau Vezina greift das Thema Gleichheit durch offene Lizenzen und Zugriff auf Daten, Dokumente, Bildungsressourcen und Kulturerbe auf. Sowie dem Aufbau darauf, d.h. Nachnutzung und Bearbeitung. Ziel ist dabei ein “better sharing” (fair, nachhaltig, wechselseitig). Creative Commons hat zudem eine Partnerschaft mit der SDG Academy und diverse Projekte wie z.B. das Open Climate Data Projekt oder Programme on Open Culture. Frau Lung erwähnt u.a. das WIPO Global Challenges Programme und WIPO GREEN – The Marketplace for Sustainable Technology.

Ein erwähnenswertes Statement ist, dass SDG Aktivitäten wirklich konkret und auf Änderungen ausgelegt sein sollen und nicht nur ein Label (ähnlich wie das allseits beliebte “Greenwashing”). Zudem, so auch ein Hinweis aus dem Zuschauerraum, müssen die Aktivitäten dringend beschleunigt und ausgebaut werden.

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