Aktuelles

Endspurt – Teil 2

Farewell

Mit dem heutigen Abschlussbericht von der IFLA WLIC 2023 verabschiede ich mich zudem als Gastautor von BI International – es hat mir viel Spaß gemacht, vielen Dank fürs Lesen! Ich danke zudem Bibliothek & Information International (BII) ganz herzlich für das erhaltene „Impulsstipendium“, das mir die Reise ermöglicht hat.

Professional Council Meeting

Te Paea Paringatai eröffnet das hybride Professional Council (PC) Meeting sehr schön mit, wie ich es verstehe, segnenden oder positiven Worten in ihrer Landessprache. Neben den Professional Council Members sind einige Gäste und auch die Präsidentin  anwesend.

Es werden die Minutes des vorherigen Treffens vom 19. August verabschiedet.

Für die Agenda von heute gibt es eine ergänzende Frage zum Action Plan, ob er für ein Jahr oder mehrere gilt. Te Paea Paringatai antwortet, dass ihrer Meinung nach das Action Planning jährlich ist. Aus der Runde wird ergänzt, dass das korrekt sei, man in Ausnahmefällen jedoch davon abweichen kann, wenn man mehrjährige Projekte hat.

Es folgen einige andere Ergänzungen, z.B. zum neuen Professional Council Development Plan process, der als Draft vorliegt und gelesen sowie kommentiert werden soll.

Dann werden in verschiedene Punkte eingesprungen, beginnend mit „Regional Diversity on IFLA Committees“, hier sollen die Stimmen aller Regionen gehört werden. Dazu muss zunächst der Status aller Regionen eingeholt werden, zu verschiedenen Themen wie Kinderbildung, SDGs, LGBTQ, etc. Auch technische Aspekte werden angesprochen, z.B. wird überlegt, welche Tools man der IFLA Führungsregion an die Hand geben kann, um authentische, regionale strategische Entscheidungen und Priorisierungen treffen zu können. Te Paea Paringatai  fragt nach, wie ersteres angegangen wird. Aus ihrer Erfahrung klappt die Unterteilung in viele kleinere regionale Gruppen gut. Die Antwort ist, dass das erst noch im Detail mit dem Regional Council abgestimmt werden muss, geplant wird ein sehr strukturiertes Vorgehen. Zunächst ist jedoch von Priorität, herauszufinden, welche Bedürfnisse die jeweiligen Regionen haben.

Als weitere Nachfrage kommt, in welcher Reihenfolge die Abfragen und Zusammenarbeiten sind, direkt mit den Units wie z.B. SIGs, dem Regional Council und/oder zunächst mit dem PC. Es wird sich jedoch erst im Zuge der weiteren Schritte herausstellen, wie das beste Vorgehen sein könnte; Input ist gewünscht. Mit der neuen Software Infinity besteht ein deutlich besserer Überblick, was in den Units geschieht; es wird empfohlen, auch dies zu berücksichtigen. Aktuell läuft zudem eine Umfrage, die die Regionen nach bestimmten Bedürfnissen und Prioritäten befragt. 

Diverse nachfolgende Fragen und Ergänzungen betreffen Best Practices, weshalb einige Units bei der Einwerbung regional diverser Personen besser sind (z.B. breite Netzwerke), und die kritische Fokussierung auf Englisch (anstatt Expertisen von allen Ländern einzuholen und allen zu erlauben, komplexe Gedanken einzubringen, was in der Muttersprache einfacher ist). Und weiterer Barrieren, wie z.B. Reisekosten bzw. generell Finanzfragen und Technik (z.B. Zugriff auf Software aus bestimmten Ländern mit reguliertem Internet, wie China oder Kuba). Positiv werden neue Möglichkeiten des co-opting erwähnt, siehe z.B. Call for candidates for co-opted members of the Europe Regional Division Committee.

In weiteren Tagesordnungspunkten geht es um den Professional Council Development Plan, hierbei um Arbeitspläne und die Möglichkeit der Sequenzierung von Prioritäten. Hier werden auch Werte angesprochen, z.B. der eingeführte Code of Conduct für das Governing Board. Es sollte ein gleichwertiges Statement für alle Arbeitsgremien und Units geben. Und ebenfalls für Konferenzen und Meetings. Te Paea Paringatai schlägt vor, das in einem gesonderten Treffen genauer zu diskutieren. Als Ergänzung kommt, dass dies und der Development Plan auch mit der Strategie abgestimmt werden muss.

Der Tagesordnungspunkt WLIC 2024 beginnt mit den Feststellungen, welche Sektoren dort präsentieren und dass es vorab schon einige positive Vernetzungen mit Partnern aus Dubai gab. Mit Blick auf Satellite Meetings werden potenzielle Städte in der weiteren Umgebung diskutiert und Visa-Fragen hierbei. Eine wichtige Frage ist, wie das Review der Sessions geschieht, ob sie für Dubai „geeignet“ oder „ungeeignet“ sind. Hierzu wird ein Guidelines geben. Und ein gemixtes Kommittee aus Governing Board, PC etc. wird in etwaigen Fällen, die dennoch fraglich sind, entscheiden.

Es wird erwähnt, dass diverse SIG-Mitglieder angekündigt haben, nicht nach Dubai zu kommen . Es wird vorgeschlagen, noch einmal abzuklopfen, wie viele anreisen werden, um ein Programm entwickeln zu können. Auch hier bittet Te Paea Paringatai, diese Diskussion in ein weiteres gesondertes Treffen zu verschieben, aus Zeitgründen.

Generell war das Treffen etwas knapp angelegt, man muss alles weiteren Punkte ebenfalls verschieben.

Ich bin von der Professional Council Session leicht verwirrt. Vermutlich liegt es daran, dass ich nicht alle Unterlagen habe, aber mir scheint, es werden diverse Punkte übersprungen. Oder Punkte behandelt, die ich nicht am Screen im Raum sehe. Und auch, wenn ein Punkt angekündigt wurde, wird teils weiter der vorherige diskutiert.

Auch die verschiedenen Kooperationen (mit Regional Council, SIGs, etc.), Divisions und Unterarbeitsgruppen, Subcommittes und joint working groups sowie Berichtspflichten wechselseitig sowie nach oben zum Governing Board etc. – in welcher Hierarchie auch immer – sind wirklich komplex und für mich auf die Schnelle nicht zu durchschauen.

Rückschau

Die IFLA und der IFLA WLIC 2023 haben gemischte Gefühle bei mir hinterlassen. Als Deutscher schreibt man ja häufig mit Begeisterung ausführliche und (aus Eigensicht) konstruktive Rezensionen z.B. zu Hotels nach Hotelaufenthalten. Ich werde meine Rückschau ähnlich formulieren, mit Positivem und Negativem.

Ort

Rotterdam war ein perfekter Ort für die WLIC. Eine multikulturelle Stadt, sauber, coole Architektur, aufgeschlossene, flirty Menschen, ein übersichtlicher Metroplan, alle ÖPNV-Mittel fahren in unglaublich kurzen Abständen. Ich mache in Städten immer gerne StreetArt Touren, diese sind meist nicht in den besten Gegenden. Selbst hier hatte ich auch abends immer ein hohes Sicherheitsgefühl – keine Jugendgang o.ä. kommt auf die Idee, einem schräg anzumachen.

Konferenzzentrum

Positiv: gut zu erreichen, nicht zu verwinkelt, man findet sich schnell zurecht, viele Gratis-Wasserspender, gutes WLAN.

Negativ: teils zu kalt klimatisiert und zu wenige Steckdosen. Manchmal lange Schlangen an den Essensständen, das Essen und Trinken an den Verkaufsständen war recht teuer. Ungünstige, viel zu enge Posteraufhängung für die Postersessions.

Konferenzprogramm

Wie immer, wer sich bei großen Bibliothekskonferenzen nichts Interessantes findet, macht selbst etwas falsch. Jedoch mit 8.30 Uhr zu früher Beginn morgens. Keine implizit bzw. explizit vorgesehene Mittagspause und generell ist das Programm zu eng bzw. teils eher schlecht getaktet.

Eindruck zur IFLA

Die aktiven Mitglieder und Expert*innen machen einen super Job und man merkt das Herzblut. Die Führungsriege um Governing Board und scheidender Präsidentin etc. lassen einem dagegen ratlos zurück. Es wurde zwar in einigen Sessions, in denen man „nicht auskam“ und Fragen zugelassen waren, auf Kritikpunkte eingegangen; wie es jedoch überhaupt so weit kam, ist immer noch unbeantwortet.

Hat man seelenruhig während der Frist bis zum Bewerbungsende gehofft, dass sich doch noch andere bewerben? Und stimmt die extreme Aussage, es musste Dubai werden oder gar keine WLIC 2024? Jetzt hat man schließlich auch Verzögerungen, durch die schwierigere Gestaltung des Programms, die oben erwähnten zusätzlichen Guidelines, was erlaubt sein wird und was nicht, u.v.m.

In der gestrigen President-elect’s Session: Stronger together (siehe mein Blog-Bericht) wurde “Wind of Change” gespielt und man merkt die bemühten Anstrengungen der neuen Präsidentin und der neuen Teile des Governing Boards, die Wogen zu glätten und Aufbruch zu demonstrieren. Das wird vorerst nicht gelingen. Erst einmal muss Dubai umgesetzt werden. An den oben genannten und vielfach vertagten praktischen Aspekten merkt man, dass das nicht einfach werden wird.

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